Die ersten 10 Jahre des Bataillons

Anmerkung der Redaktion: Dieser Bericht wurde 1972 verfasst und gibt auch den damaligen Stand wieder.

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Vorgeschichte
Obwohl die Bundeswehr bereits im Jahre 1955 ins Leben gerufen wurde, beginnt die Geschichte unseres Bataillons erst 1962. 

Verständlich wird die späte Entstehung des Bataillons jedoch, wenn man sich vergegenwärtigt, in welcher Reihenfolge die einzelnen Verbände des Heeres seit 1955 aufgestellt wurden. Vorrangig war im Rahmen der neu eingeführten Brigadegliederung des Heeres die vollständige Aufrüstung der Brigaden, die als kleinste selbständig kämpfenden Großverbände die Hauptlast des Kampfes zu tragen hatten. Zugleich waren die nächsthöheren Großverbände, die Divisionen, mit Unterstützungstruppen auszurüsten. Erst nachdem die Aufstellung und Komplettierung dieser Großverbände  nahezu abgeschlossen war, konnte man daran denken, die Verbände zu schaffen, die unmittelbar den Korps unterstehen sollten. So war am 12. September 1962 mit dem

 

Aufstellungsbefehl Nr. 934 ( H )
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für

Feldartilleriebataillon 210

(FArtBl 210)

 

    1. Organisatorische Bestimmungen
    ================================

       1.1 II. Korps stellt ab 1.11.1962 in Philippsburg, Neubau,
     
         das FArtBtl 210 auf.
      
         Philippsburg ist nach dem derzeitigen Stand der Planung

         Endstandort.

     

Aufstellungsbefehl Nr. 934 (H) des Bundesministers der Verteidigung das erste Bataillon eines dem II. Korps unmittelbar unterstehenden Artillerieregiments aufzu- stellen. Damit wurde der Name des Feldartillerie bataillons 210 zum ersten Mal urkundlich genannt. Dem noch ungeborenen Bataillon wurde jedoch eine Last zugedacht, an der es noch heute trägt.
 
Da im Rahmen des Konzepts der abgestuften Präsenz des Heeres nur die Brigaden bereits im Frieden fast vollständig in ihrer Kriegsgliederung bestehen, bei den Divisionen aber erhebliche und bei den Korps noch größere Abstriche an die friedensmäßige Präsenz der geplanten Verbände gemacht wurden, blieb unser Bataillon bis heute der einzige lebende Teil des geplanten Artille- rieregiments 200, während die beiden anderen Bataillone und der Regimentsstab lediglich als Geräteeinheiten existieren und erst im Mobil- machungsfall mit Reservisten ins Leben gerufen werden sollen.

Mit dem Aufstellungsbefehl vom 12. September 1962 war das Bataillon zwar konzipiert, jedoch noch nicht erschaffen. Am 22. Oktober 1962 traf das 18 Mann starke Vorauspersonal, darunter der erste Kommandeur des Bataillons, Major Fingerhuth, in der halb fertigen, noch namenlosen Kaserne in Philippsburg ein. Allerdings waren sie nicht die ersten Soldaten in dieser Kaserne. Die Ausbildungskompanie II/9 und die 5. Batterie des damaligen Raketenartilleriebataillons 92, das heute die Nummer 122 trägt, hatten schon im Laufe des Jahres die neuen Unterkünfte in Philippsburg bezogen. Die Verlegung der gesamten Teile des Raketenartilleriebataillons 92 in die Garnison Philippsburg war für das Jahr 1963 vorgesehen.

So war das Feldartilleriebataillon 210 der erste vollständige Verband in der neuen Garnison Philippsburg. Nachdem am 2. November noch weitere Offiziere eintrafen, schlug am 5. November 1962 endlich die wirkliche Geburtsstunde des Bataillons. Das Bataillon hatte am 5. November 1962 eine Kopfstärke von 9 Offizieren, 7 Feldwebeln, 26 Unteroffiziersanwärtern und 167 Mannschaften, insgesamt also  222 Soldaten. Jetzt galt es, aus diesem Kaderpersonal, das stärkemäßig nur etwa der heutigen 1. Batterie des Bataillons entspricht, ein vollständiges Bataillon wachsen zu lassen. Es brauchte allerdings zwei weitere Jahre, bis aus dem Kaderpersonal ein personell wie materiell fast voll aufgefülltes Bataillon geworden war.
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Aufstellungsbefehl 

Zunächst wurde aus dem Kaderpersonal die 1. Batterie (Stabsbatterie) und die 5. Batterie (Versorgungsbatterie) und als einzige schießende Einheit die 4. Batterie geschaffen. Diese erhielt ihre ersten Geschütze, 3 Feldhaubitzen 203 mm, am 20. Dezember 1962. Bereits am 16. Mai 1963 feuerte diese Batterie mit einer 203 mm Feldhaubitze den ersten scharfen Artillerieschuss, des Bataillons. Am 18. März 1963 begann die Aufstellung der 2. Batterie, der ihre Geschütze, 6 Feldkanonen 155mm jedoch erst am 27. April 1963 geliefert wurden. Lediglich die 3. Batterie hatte das Glück, gleichzeitig mit ihrer Aufstellung am 27. November 1963 auch ihre Geschütze, ebenfalls 6 Feldkanonen 155 mm, zu bekommen. Doch leider war mit den dazu gelieferten alten und kaum einsatzbereiten Zugmaschinen eine gefechtsmäßige Geschützausbildung nur schwer möglich. Erst nahezu ein Jahr später am 7. August 1964 besserte sich diese Lage mit der Auslieferung der neuen Zugmaschinen 10 t Faun. Jetzt erst, gegen Ende des Jahres 1964, konnte sich das Bataillon personell, materiell und ausbildungsmäßig als vollwertiger Verband präsentieren. Ein Bataillon mit einer Stabsbatterie, zwei Batterien mit je 6 Feldkanonen 155 mm mit einer Reichweite von 23 km, einer atomar verwendbaren Batterie mit 4 Feldhaubitzen 203 mm (Reichweite 17 km) und einer Versorgungsbatterie. Für den Mobilmachungsfall war die Auflösung des FArtBtl 210 und die Bildung von 2 neuen Bataillonen und eines Regimentsstabes aus den Teilen des aufgelösten Bataillons und aus Reservistenpersonal vorgesehen. Allerdings wurden die dafür notwendigen Geräteeinheiten erst im Jahre 1968 geschaffen.

Am 1. April 1965 übernahm der erste Kommandeur des Bataillons, Oberstleutnant Fingerhuth, das Nachbarbataillon, das Raketenartilleriebataillon 122, und übergab das Feldartilleriebataillon 210 an Major Stein. Mit diesem Kommandeurswechsel kann die Aufbauphase des Bataillons als beendet angesehen werden. Major Stein übernahm ein voll ausgerüstetes Bataillon, das er nun in die Phase der Konsolidierung zu führen hatte.

Jedoch noch einmal zurück in die Anfangsgeschichte des Bataillons. Unmittelbar mit der Geschichte des Bataillons ist auch die Geschichte der Garnison Philippsburg verbunden:

 

Das Bataillon fand in den Bewohnern der Stadt Philippsburg und vor allem in der Person des Bürgermeisters Frank sehr viel Sympathie, die schnell zu vielen offiziellen, aber noch mehr persönlichen Kontakten zwischen den Soldaten und den Bürgern von Philippsburg führte. So fand das Bataillon immer freudige Aufnahme, wenn es sich in der Öffentlichkeit präsentierte, und brauchte sich nicht hinter dem Kasernentor zu verschließen. Anlässlich der offiziellen Indienststellung des Bataillons am 25. Januar 1963 durch den Kommandeur der Korpstruppen, General Schultze, fand eine Paradeaufstellung auf dem Marktplatz statt. Am Abend wurde die Bevölkerung zu einem Bataillonsball in die Festhalle Philippsburg eingeladen.


                        BtlKdr FArtBtl 210, Mj Fingerhuth, meldet das neugeschaffene Bataillon an den Kommandierenden General (stv) BrigGen Schultze

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Kaserne immer noch keinen Namen. Im Gedenken an die reiche Vergangenheit der Stadt Philippsburg

 

 

 

Die neue Kaserne wird auf den Namen
Salm Kaserne getauft

wurde die Kaserne am 16. Juli 1963 "Salm-Kaserne" getauft, zu Ehren und in  Erinnerung an den letzten Verteidiger der viel umkämpften Reichsfestung Philippsburg, den Reichsfeldmarschall-Leutnant Rheingraf August von Salm-Grumbach. Mit dieser Namensgebung würdigte die junge Garnison  Philippsburg bewusst ihre bedeutungsvolle Vergangenheit als Reichsfestung.

Vier Wochen nach Übernahme des Bataillons durch den neuen Kommandeur, Major Stein, erhielt das Bataillon, wie alle anderen Verbände der Bundeswehr, bei einer großen Parade in Münster am 24. April 1965, seine Truppenfahne.

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Damit wurde, wenn auch in etwas einfacher Form, die alte Tradition der Truppenfahnen wieder aufgegriffen.

 

 

Übernahme der Truppenfahne in Münster


Dass das Bataillon die Aufbauphase beendet hatte, wird am Klarsten durch den
zum ersten Mal in Philippsburg am 12. September 1965 veranstalteten "Tag der offenen Tür" dokumentiert. Im Vertrauen auf den guten Ausbildungsstand konnte man jetzt einmal die militärische Ausbildung für eine Zeit "hintanstellen" und sich den erforderlichen umfangreichen Vorbereitungen zu diesem Tag widmen. Mit rund 8.500 Besuchern hatte die Veranstaltung einen beachtlichen Erfolg. Bei einer Mobübung vom 14. bis 28. Oktober 1965 musste das Bataillon zum ersten Mal beweisen, dass es auch für den Mobilmachungsfall organisatorisch gut vorbereitet war. Dieser Beweis wurde erbracht, die Übung war eine Erfolg. Etwa 150 Reservisten wurden eingezogen, mussten aufgenommen, eingekleidet und in die aktiven Einheiten eingegliedert werden. Bereits 24 Stunden nach Einberufung war das Bataillon auf dem Marsch zum Truppenübungsplatz Grafenwöhr.

Inzwischen hatte sich das junge Bataillon so gut im “Badischen Land” eingelebt, dass es völlig ungezwungen Kontakte zwischen dem Bataillon und Angehörigen des ehemaligen Badischen Fußartillerieregiments 14 entstanden waren. Am 18. Juni übernahm das Bataillon nun offiziell die Traditionspflege des ehemaligen Fußartillerieregiments 14. An diesem Tag wurde am Ehrenmal des Regiments, dem "Immenstein" bei Bühl, eine Ehrenfeier abgehalten, an der die ehemaligen Angehörigen des Regiments mit ihrem Kameradschaftsführer, Oberstleutnant a.D. Holzamer, und eine Abordnung des Bataillons unter Führung von Major Stein teilnahmen. Seitdem ist die Ehrenfeier am Immenstein ein alljährlich geübter Brauch geworden, bei dem sich die menschlichen Kontakte vertieft haben und das Verständnis der zwei Generationen füreinander gewachsen ist.

 Die Phase der Umgliederungen                                                              nach oben

Nach fünf Jahren des Bestehens wurde das Bataillon im Juni 1967 zum ersten Male umgegliedert. Die 2. Batterie musste ihre schweren Feldkanonen abgeben und erhielt dafür 6 Feldhaubitzen 155 mm mit einer Reichweite von 15 km. Der 4. Batterie wurden zwei weitere Geschütze zugeführt. So dass sie nun wie die anderen Batterien über 6 Geschütze verfügte. Somit hatte jede Batterie einen anderen Geschütztyp: die 2. Batterie 155 mm Feldhaubitzen, die 3. Batterie 155 mm Feldkanonen, die 4. Batterie 203 mm Feldhaubitzen.

Den verschiedenen Ausrüstungen der Batterien entsprach der Auftrag, aus den drei Batterien drei verschiedene Bataillone im Mobilmachungsfall aufzustellen, die in sich reinrassig mit einem der drei Geschütztypen ausgestattet sein sollten. Die lange hingezögerte Aufstellung der dazu notwendigen Geräteeinheiten begann endlich im September 1968. Einen Monat zuvor hatte die Öffentlichkeit während der Tschechoslowakeikrise die Notwendigkeit von Mobilmachungsvorbereitungen besonders deutlich erkannt. Am 1. Oktober wechselte wieder der Kommandeur des Bataillons, Oberstleutnant Stein wurde nach München zur Heeres-Offizierschule III versetzt, sein Nachfolger wurde Major Greiner.  Die ersten 5 Jahre des Bataillons wurden festgehalten in einer Broschüre
5 Jahre Feldartilleriebataillon 210

Auf den neuen Kommandeur kam im folgenden Jahr vor allem die Aufgabe zu, die seit Jahren für den Mobilmachungsfall geplante Aufstellung der Geräteeinheiten zu vollenden. Am 10. November 1969 wurde eine Mobilmachungsübung als Alarmübung unter den Augen des Korpsartilleriekommandeurs, Brigadegeneral Bühring und des Kommandierenden Generals des II. Korps, Generalleutnant Thilo, durchgeführt. Das FArtBtl 210 hatte hierbei die Aufgabe, mit seinem Personal und Material, zwei andere Artilleriebataillone zu bilden. Die gestellten Aufgaben wurden dabei von beiden aus der Teilung hervorgegangenen Bataillone gut bewältigt.

Im Dezember 1969 kam erneut eine Umrüstung auf das Bataillon zu. Die 3. Batterie musste, wie schon im Juni 1967 die 2. Batterie, ihre schweren Feldkanonen abgeben und wurde gleichfalls mit den Feldhaubitzen 155 mm ausgerüstet. Und auch die letzten verbliebenen schweren Waffen der Korpsartillerie, die Feldhaubitzen 203 mm, wurden im August 1970 durch Feldhaubitzen 155 mm ersetzt.

Nach dieser Umrüstung war das Bataillon zwar einheitlich bewaffnet, jedoch unterschieden sich die Batterien immer noch in ihren Personalstärken: Eine neue Gliederung war notwendig. Diese Umgliederung erfolgte im Dezember 1970. Dabei ergaben sich Veränderungen, die wesentlich tiefer greifend waren als bei früheren Umgliederungen: 1. und 5. Batterie wurden zu einer Stabs- und Versorgungsbatterie als neue 1. Batterie zusammengelegt. 2., 3. und 4. Batterie erhielten, entsprechend ihrer gleichen Ausrüstung, auch die gleiche Gliederung und Stärke. Eine neue Batterie, die Feldartilleriebatterie 201, wurde geschaffen. In dieser - zum ersten Male in der Geschichte des Bataillons - einheitlichen Gliederung und Bewaffnung besteht das Bataillon heute noch. Die Vorteile hinsichtlich Führung und Ausbildung werden unverkennbar, doch bei aller Erleichterung über diese Neugliederung trauert insgeheim doch mancher Kanonier den stolzen schweren Waffen, der Feldkanone 155 mm und der Feldhaubitze 203 mm, nach. Auch das Bataillonswappen, das eine schwere Feldkanone darstellt, ist bereits Symbol für Vergangenes.

Drei Monate nach der Umgliederung, am 1. April 1971, wurde der Kommandeur, Oberstleutnant Greiner, zur Artillerieschule Idar-Oberstein versetzt. Sein Nachfolger, Major Heydrich, führte bereits im September 1971 das Bataillon in seiner neuen Gliederung bei der großen Korpsübung "Gutes Omen". Dass das Bataillon dabei besonders viel Lob erntete, zeugt von dem guten Ausbildungsstand und dem großen Engagement der Offiziere und Unteroffiziere. Nachdem die sich bei der Umgliederung ergebenden Arbeiten abgeschlossen waren, konnte am 16. Juli zum zweiten Male in der Geschichte des Bataillons ein "Tag der offenen Tür" stattfinden, der die Veranstaltung aus dem Jahre 1967 an Aufwand und Erfolg erheblich übertraf.

Ca. 15.000 Besucher sahen eine von vielen Truppenteilen herausgebrachten Querschnitt moderner Waffentechnik. nach oben

Hier in der Geschichte des Bataillons wurde der militärische Alltagsdienst nicht erwähnt. Dass das Bataillon jährlich zweimal auf einen der süddeutschen Truppenübungsplätze zog, dass es an großen Divisions- oder Korpsübungen teilnahm, dass es vom Korpsartilleriekommandeur jedes Jahr besichtigt wurde, dass Unterführer- und Führungspersonal ausgebildet wurde und durch besondere Prüfungen der körperliche Leistungsstand angehoben wurde, dass im Bataillon eine große Zahl Fahrschüler ihre Fahrberechtigung erhielten, das alles kennzeichnet fast jedes Bataillon in der Bundeswehr.

Das Feldartilleriebataillon hat jedoch über das Allgemeinübliche hinaus eine wechselvolle Geschichte schwierigen Entstehens und häufige Umgliederungen erlebt und trotzdem immer wieder einen sehr hohen Ausbildungsstand gezeigt. Die Phase der Veränderungen ist auch 1972 nicht zu Ende. Mit der Umstellung auf die Verkürzung der Wehrdienstzeit auf 15 Monate und mit der damit verbundenen Änderung des Auffüllungsverfahrens auf die quartalsweise Auffüllung ab 1. Januar 1973 werden neue Schwierigkeiten auf das Bataillon zugekommen. Technische Schwierigkeiten wird es geben, wenn unsere inzwischen veralteten Geschütze durch moderne Panzerhaubitzen ersetzt werden. Doch hat die Bataillonsgeschichte gezeigt, dass Schwierigkeiten bislang gemeistert wurden. So wird wohl auch die Zukunft uns nicht vor unlösbare Aufgaben stellen.

Dieser Teil der Chronik ist entnommen der Festschrift
 “1o Jahre Feldartilleriebataillon 210
 und Garnison Phlippsburg”

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Die Jahre nach 1972

Die Jahre ab 1972 verliefen im Großen und Ganzen ähnlich wie die Jahre davor. Natürlich mussten andere Akzente gesetzt werden. Der Kern der Arbeit, blieb aber der gleiche. Das. Bataillon hat sich stets um hohen Ausbildungsstand seiner Soldaten bemüht. Die Einsatzbereitschaft war immer gewährleistet, wenn auch das durch die vielen Einsätze stark abgenutzte und teilweise veraltete Material immer mehr Ausfälle bescherte und ein Ausgleich nur sehr schwer und mit viel Mühe erreicht werden konnte. Dass dies dennoch gelang, lag zu einem hohen Anteil an der persönlichen Einsatzbereitschaft der Soldaten aller Dienstgrade. Dies wurde schlagartig besser mit der neuen Fahrzeuggeneration und der Zuweisung der Selbstfahrlafetten. Regelmäßig nahm das Bataillon an den großen Heeresübungen des II.Korps teil. In Vorbereitung auf diese Großübungen musste oft noch die Einberufung der Soldaten für das ArtRgt z. b V. 200 und die Feldartilleriebataillone 220 und 230 mit bewältigt werden. Da war die Einschleusung der Wehrübenden mit teilweisem Kleidertausch in der Kleiderkammer, die Truppenärztliche Befragung, Truppenausweise und Militär-Führerscheine waren auszugeben, Räumlichkeiten mussten bereitgestellt und zugewiesen werden, die Fahrzeuge und Geräte waren zu übergeben und noch viel mehr war in wenigen Stunden abzuwickeln. Auch waren für jeden einzelnen wehrübenden Soldaten Dienstzeitbescheinigungen auszustellen, die Personalkarteikarten für die Kreiswehrersatzämter zu vervollständigen und und......  Am Ende der Übung musste dann wieder alles überprüft und zurückgenommen werden. Schadhafte Teile, waren zur Reparatur zu geben und danach wieder für einen sofortigen neuen Einsatz sachgerecht einzulagern. Zweimal im Jahr hatte das Bataillon seine regelmäßigen Truppenübungsplatzaufenthalte. Scharf geschossen wurde auf den Truppenübungplätzen Grafenwöhr, Baumholder und Munster. Natürlich wurde das Bataillon und seine Batterien auch turnusgemäß besichtigt und damit beurteilt. Ein hoher Leistungsstand konnte regelmäßig festgestellt werden. Die Heeresstrukturreformen nahmen auch immer wieder das Bataillon in Anspruch. So wurde als erste Einheit die FArtBttr 201, Jahre bevor das FArtBtl 210 außer Dienst gestellt wurde, nach neunjährigem Bestehen aufgelöst.

Neben Truppenübungsplatzaufenthalten und Manövern fand auch noch der Garnisonsalltag statt. Hier sollen nur wenige Beispiele aufgeführt werden. So lesen wir in Zeitungsausschnitten und im Philippsburger Stadtanzeiger:

  • Familien-Grillfest der Offiziere auf dem Gelände der Grillhütte am Rhein hinter dem Kernkraftwerk am 10. Juli 1974. Dabei Verleihung der Preise für das Schießen mit Handfeuerwaffen und Ernennung von Fähnich Zimmer zum Leutnant.
     
  • Feierliches Gelöbnis am 24. Oktober 1974 in der Salmkaserne für Soldaten der Standorte Bruchsal, Philippsburg, Speyer und Worms-Pfeddersheim
     
  • 1. Feierliches Gelöbnis in der Öffentlichkeit am 26. Juli 1976

    Soldaten der NachAusbKP 19/II nahmen beim traditionellen Rheinschwimmen teil
     
  • Bataillonsschießmeisterschaften wurden ausgetragen
     
  • Drei birmanische Hauptleute waren im Rahmen ihrer Ausbildung zum Bataillonskommandeur für ein gutes viertel Jahr Gäste des Bataillons
     
  • Vergleichsschießen der Garnison im Jahr 1981
     
  • Offiziere und Unteroffiziere führten einen “Militärischen Mannschaftsdreikampf” durch.
     
  • OLt Bickel wurde im Auftrag des Bundesministers der Verteidigung für treue Pflichterfüllung und überdurchschnittliche Leistungen das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold verliehen

Zu weiteren Berichten bitte anklicken

Neben den militärischen Aufgaben haben sich Soldaten auch um Fragen des “sozialen Miteinanders” gekümmert. Der Stadtanzeiger Phlippsburg berichtet von der Buchvorstellung mit dem Titel “Dienstzeitende, was ist zu tun?”, eine “Hilfe und Anleitung für alle Zeitsoldaten”, mit einem Vorwort des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit, Dr. Josef Stingl. Geschrieben hat das Buch Batteriechef Dipl. Betriebswirt Frank Weise, der damit vielen Kameraden eine Hilfe und Anleitung gab über die Möglichkeiten der Berufsförderung während der Dienstzeit und für den Start ins zivile Berufsleben. Zum Bericht klicken Sie bitte hier.

Auch in der Kaserne gab es immer wieder schöne Gelegenheiten zum Feiern, die auch reichlich genutzt wurden. Der heiligen Barbara wurde natürlich jedes Jahr am 4. Dezember gehuldigt.

Unterhaltsame Kurzweil boten die Offiziere bei der diesjährigen Barbarafeier. Hptm. Sottung erklärt die “Vorzüge” der neuen Bekleidungspolitik

Barbarafeier 1980

Bild rechts: Eine schmucke Barbara verlas den
 Honoratioren die Leviten und ließ sie dabei mit
 Kerzenlicht kniefällig werden.
So ist´s Artilleristenbrauch.

Zur Zivilbevölkerung pflegten die Soldaten auch in diesen Jahren weiterhin ein völlig unverkrampftes Verhältnis. Die Philippsburger wiederum nahmen die Soldaten gerne in ihre Gemeinschaft auf. Viele Kameraden wurden in Vereinen aktiv. Die Badische Neueste Nachrichten schrieben in ihrer Ausgabe zum 15-jährigen Bestehen des Bataillons:

          Stadt und Garnison bilden Einheit
          15 Jahre Bundeswehr in Philippsburg: Feierlicher Appell
                 Mehr darüber, bitte hier klicken

Wähend in vielen anderen Bundeswehrstandorten in jenen Jahren die Soldaten aus den Städten immer mehr verdrängt wurden, konnte in Philippsburg gerade unter Einbeziehung der Bevölkerung als Gäste die Jahresfeier öffentlich begangen werden. Man kann sagen, eine Feier des Bataillons hinter verschlossenen Türen in der Kaserne hätten viele Philippsburger nicht verstanden.

Abschreiten der Front         
OTL Laqua und Bürgermeister Dürrschnabel

 

Der Fanfarenzug

Festansprache des Bürgermeisters
daneben OTL Laqua

Aufstellung mit Truppenfahne

Übergabe von Urkunden
durch OTL Laqua

2. Batterie mit Hptm. Weidlich

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Diese Feierlichkeiten gab es auch

Zum Garnisonsalltag gehörte auch, dass Wehrpflichtige aus dem Wehrdienst entlassen und neue Rekruten aufgenommen und ausgebildet wurden. 

 

 

   Dieses Bild zeigt Soldaten beim
Feierlichen Gelöbnis im November 1977

 

 

 

 

Das “Rad der Versetzung” drehte sich ständig und sehr schnell für die Offiziere des Bataillons. So löste als Kommandeur OTL Laqua OTL Brockmann ab, OTL Meyer wurde Nachfolger von OTL Laqua.
                                                                    Darüber wurde berichtet Bitte hier klicken

Die Zusammenarbeit mit der vorgesetzten Dienststelle, dem Artilleriekommando 2, war durch die Unterstellung von jeher sehr eng. So brachte der Dienstalltag oft mit, dass der Korpsartilleriekommandeur das Bataillon an seinem Standort aufsuchte.


Nebenstehendes Bild
Brigadegeneral Fürus, Bürgermeister Dürrschnabel, 
Altbürgermeister Frank und OTL Laqua
bei einem Besuch auf dem Rathaus Philippsburg.

 

 

 

Mit großem Hurra wurden die langersehnten neuen Waffen im Bataillon in Empfang genommen. Das Bataillon hatte nun endlich wieder schwere Waffen: die Selbstfahrlafette SF 107 (Kanone 175 mm) und die Selbstfahrlafette SF 110 (Haubitze 203 mm). Die Badische Neueste Nachrichten berichteten darüber im Artikel

Artilleriebataillon Philippsburg rollt bald auf Kettenfahrzeugen

                                                   Mehr darüber bitte hier klicken

Die Artillerieselbstfahrlafetten M 107 und M 110 wurden in den späten fünfziger Jahren vom amerikanischen Militär in Auftrag gegeben. Die Beweglichkeit der schweren Artillerie sollte dadurch in tiefgrundigem Gelände deutlich verbessert werden. Der hydraulisch absenkbare Erdsporn und das Sperren der Laufwerksfederung zum Stabilisieren des Geschützes im Feuerkampf waren Neuerungen, die für schnelles Richten und Feuern eine wesentliche Grundlage gaben. Auf der Selbstfahrlafette wurden zwei Granaten mitgeführt.

Die Bundeswehr beschaffte 1964 neben der 155 mm Panzerhaubitze M 109 G auch die schwere Kanone 175 mm M 107 SF und die schwere Haubitze 203 mm M 110 SF. In den schweren Artilleriebataillonen der Divisionen lösten diese Feldgeschütze die Feldhaubitzen M 115 und die Feldkanonen M 59 (Long Tom) ab.

Nach der Heeresstrukturreform 3 erhielten die schweren Feldartillerie- bataillone in der 2. und 3. Batterie je sechs Feldkanonen M 107. Die 4. Batterie erhielt sechs Feldhaubitzen M 110. Im Rahmen der Heeresstruktur 4 wurde umgerohrt. 150 Feldkanonen M 107 erhielten 203 mm Rohre. Das neue Rohr L/37 erhielten auch die im Einsatz befindlichen 80 Haubitzen M 110. Das Rohr hatte eine Länge von 8,26 Metern, es viel durch die markante Zweikammermündungsbremse auf. Das Geschütz wurde in mehreren Bereichen durch den Einbau z.B. deutscher Doppelblock-Gleisketten und eines Dateneingabe- und Datenausgabegerätes verbessert. Es konnte somit in das integrierte Feuerleitmittel (IFAB) eingebunden werden. Gern aufgenommen haben die Geschützbesatzungen die Wetterschutzhauben. Waren die Soldaten doch jetzt zumindest gegen Regen, Schnee und andere Wetterunbilden etwas geschützt. Die Geschütze wurden nun unter der Bezeichnung M 110 A2 geführt.

Die Feldartilleriebataillone der Divisionen verfügten über eine Batterie mit sechs Feldhaubitzen 203 mm M 110 A2. Die Feldartillerie- bataillone der Korps wiesen 3 Batterien mit jeweils sechs Geschützen aus. Die Artilleriestruktur 85 löste die Korpsartillerie auf. Die M 110 A2 dieser Einheiten gingen an die verbleibenden Artilleriebataillone. Bis zur Ausmusterung 1993 waren dort je neun Geschütze in der 4. und 5. Batterie.

1982 wurden die ersten 20 Jahre seit Aufstellung des Bataillons in einer Festschrift festgehalten. 20 Jahre Feldartilleriebataillon 210

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Die Außerdienststellung des Feldartilleriebataillons 210

Zum letzten Kapitel der Geschichte unseres Bataillons schrieben die “Badische Neueste Nachrichten” in ihrer Ausgabe Nr. 219 am Samstag, dem 21. September 1985, auf Seite 41:

Zum vorerst letzten Appell kam der General

Zwei Feldartilleriebataillone wurden in Philippsburgs Salm-Kaserne aufgelöst

Paradeaufstellung - stillgestanden, Achtung - präsentiert.” Gestern Nachmittag traten die Feldartilleriebataillone 210 und 220 sowie die Nachschubausbildungskompanie 19/II in Philippsburgs Salm-Kaserne zum letzten Bataillonsappell an. Mit preußischer Exaktheit verabschiedeten sich die in Feldgrau angetretenen Bundeswehreinheiten vor dem Kommandierenden General des Artilleriekommandos 2 (Ulm), Brigadegeneral Hannemann. Im Zuge der Artilleriestruktur `85 wird die Artillerie des II. Korps neu gegliedert; bis auf wenige “Altgediente” werden die Soldaten des Feldartilleriebataillons 210 und der ausgegliederten Geräteeinheit Feldartilleriebataillon 220 (weitgehend Reservisten) sowie der Ausbildungskompanie auf andere Standorte wie München, Regensburg, Landsberg oder Pfullendorf aufgeteilt.

Als Verband, ”auf den ich immer stolz gewesen bin und der bei Übungen mit seinen Schießleistungen andere Bataillone oft in den Schatten stellte”, würdigte Brigadegeneral Hannemann die 23-jährige Geschichte des Bataillons nach dem Abschreiten der Front.

 

 

BrigGen Hannemann nimmt das Band der Truppenfahne des FArtBtl 210 ab und hängt es an die Fahne des RakArtBtl 250

Diese erfahrenen Artilleristen würden nun für die Neuaufstellungen in den anderen süddeutschen Garnisonen benötigt. Die Erhöhung der Artillerie-Feuerkraft der Bundeswehr ist dringend erforderlich. Die Soldaten werden durch die Auflösung der Rohrartilleriebataillone des Korps gewonnen”, sagte der Kommandeur, für den die Auflösung von Truppenteilen immer “eine schwere Stunde” sei. Als “Tag ohne Groll und Hader, aber mit Wehmut und nicht ohne Stolz” bezeichnete der Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Meyer, den Abschieds- appell: “Wenn Stillstand Rückschritt bedeutet, so kann sich keine Armee der Welt leisten, in einer einmal gefundenen Gliederung über Jahrzehnte zu verharren. Unser Ehrgeiz und unser Ziel ist es, die Verbände der Artilleriestruktur 85 personell und materiell vorbildlich zu unterstützen.” Oberstleutnant Meyer dankte Bürgermeister Dürrschnabel “für fruchtbare und freundschaftliche Zusammenarbeit” mit der Stadt in den vergangenen Jahren: “In keiner Zeit musste das Bataillon sich hinter den Kasernenmauern verstecken.” Als Zeichen der Verbundenheit der aufgelösten Einheit mit der Stadt wurde an den Bürgermeister die Truppenfahne für das Festungsmuseum übergeben. Vorher heftete Brigadegeneral Hannemann das Fahnenband an die Truppenfahne des Raketenartilleriebataillons 250 Groß-Engstingen, das die Tradition der aufgelösten Einheiten weiterführen soll.

Von den vier Batterien des 700 Mann großen Bataillons sind bereits zwei aufgelöst, die übrigen Soldaten werden bis zum Jahresende ihren Dienst in den neuen Einheiten antreten. Damit endet die 23-jährige Geschichte des Feldartilleriebataillons 210, das mit Befehl des Verteidigungsministers am 12. September 1962 aufgestellt wurde, sich Ende 1964 als personell und materiell vollausgerüsteter Verband präsentierte und seit 1982 mit den schweren 203-Millimeter-Geschützen auf Selbstfahrlafetten ausgerüstet war. Bei der Heeresübung “Flinker Igel” vor wenigen Wochen waren Philippsburger Artilleristen zur letzten großen Übung ausgefahren.

                                                                                   Hans Krump

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Daten zur 4./210
Bei der Feier am Vorabend der Bataillonsauflösung hat die 4. Batterie unter Hptm. Gut ihren Gästen einen “Umdruck” ausgehändigt, der wichtige Daten der Batterie festhält. Bitte hier klicken!

FArtBttr 201
Als erste Einheit wurde aufgrund einer Umstrukturierung des Heeres die Feldartilleriebatterie 201 aufgelöst. Bitte anklicken!

 

Geblieben sind:

        Die Erinnerungen

Die Ehrentafel an der Artillerieschule Idar Oberstein

Die Traditionsgemeinschaft
mit den kameradschaftlichen und freundschaftlichen
 Bindungen ihrer Angehörigen

 

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