Feierliches Gelöbnis in Philippsburg

Über das Feierliche Gelöbnis am 24.10.1974 in Philippsburg veröffentlichten die Badische Neueste Nachrichten in ihrer Ausgabe Nr. 252 am Samstag, dem 26. Oktober 1974, folgenden Bericht:

 

Fürs einfachere Lesen ist unter dem Zeitungsartikel der Text nochmals aufgeführt.

Feierliches Gelöbnis

ArtBtl 210

Fortsetzung

Feierliches Gelöbnis 2 x

Fürs einfachere Lesen ist nachstehend der Zeitungsartikel nochmals aufgeführt:

 

Zum treuen Dienen am Staat

Feierliches Gelöbnis beim FArtBtl 210

Über tausend Rekruten legten in der Salmkaserne in Philippsburg ihr Gelöbnis ab

 

Philippsburg. Über 1.000 Rekruten legten am 24.10. in Philippsburg ihr Gelöbnis ab. Sie kamen aus dem ABC-AbwehrBtl 210, AmphPiBtl 330, LLFmBtl 9, PionierBtl 12, FArtBtl 210, FjAusbKp 740 und InstAusbKp 5/II; Soldaten aus den Standorten Bruchsal, Philippsburg, Speyer und Worms-Pfeddersheim. Nach der Aufstellung der Einheiten im großen, offenen Viereck, dem Einmarsch der Fahnenabordnung und des Musikkorps hielt der Bataillonskommandeur des FArtBtl 210, OTL Brookmann, seine Ansprache.

Er wies zunächst darauf hin, dass der junge Staatsbürger mit der Ablegung des Gelöbnisses zum treuen Dienen für den Staat eine Forderung des Gesetzgebers zur Erfüllung seiner staatsbürgerlichen Pflicht in seine persönliche Verantwortung nehme. Dabei könne es sein, dass er die Notwendigkeit der Streitkräfte in Zeiten relativer Ruhe als gering einschätze und er dem Widerspruch zwischen Entspannungspolitik und Abrüstung bzw. Rüstungsbegrenzung als nicht auflösbar empfinde. Es sei aber ständig zu bedenken, dass Freiheit immer gefährdet sei, dass sie sich nicht selbst verwirklichen könne, es gäbe keine passive Freiheit.

Wachsamkeit Gebot der Stunde

Der Kommandeur führte aus, dass durch den Staat deswegen mit Recht eine entsprechende Dienstzeit und die Bereitstellung umfangreicher finanzieller Mittel gefordert werde, weil wachsames Misstrauen ein Gebot verantwortlicher Staatsführung und politischer Tätigkeit aller Parteien und Gruppen sei. Deswegen müssten die Streitkräfte unseres Staates stets schlagkräftig gehalten werden. Entspannungsbemühungen und Verteidigungsfähigkeit seien daher als gleichwertige Teile ein und derselben Politik zu betrachten. Die selbstverständliche Nutzung demokratischer Freiheiten, wie freie Berufswahl, freie Ausbildung, die Auswahl unter verschiedenen Zeitungen, freier Eintritt in Vereine eigener Wahl gehöre zu den Selbstverständlichkeiten, die aber der Lebensnerv unseres Staates seien. Soldaten und zivile Staatsbürger müssten sich ständig immer wieder dessen bewusst werden. Die politische Entwicklung in Europa und in unserem Lande, so betonte der Kommandeur weiter, gebe keinen Anlass zur Entspannungseuphorie. Immer wieder zeige sich vielmehr die Verwundbarkeit unserer Demokratie. Sie könne daher nicht durch eine Gruppe der Gesellschaft, quasi im Sold-Auftrag, geschützt werden, sondern das sei Aufgabe aller Staatsbürger.

Auftrag der Soldaten

Der Auftrag der Soldaten sei es, die Armee als möglichst scharfes, schnelles und genaues Instrument in der Hand der Politiker zu erhalten, damit diese die notwendige Handlungsfreiheit gewinnen, auch mit Feinden unseres Staates erfolgreich verhandeln zu können. Für den einzelnen Soldaten gelte es nun zu erkennen, dass er mit seinem Dienst zu einer Gesamtleistung beisteuert, die erst die notwendige glaubwürdige Stabilität der Sicherheit ergäbe, auf die die Mehrheit der Bevölkerung vertraut. Wenn daher in der Gelöbnisformel „Treues Dienen“ versprochen werde, so sei damit für jeden einzelnen die Ausfüllung seines Dienstpostens gemeint. Ein persönliches Verhältnis zur Waffe und dem Gerät an jedem Platz und in jeder Einheit sei die Voraussetzung für das richtige Funktionieren des Schutzes unseres Staates, was gleichzeitig die richtige Form der Mitbestimmung jedes Soldaten in der Armee darstelle, die als Mitverantwortung und Mitgestaltung täglich und zu jeder Zeit wirksam werden müsse.

 

Gemeinsamer Auftrag

OTL Brookmann erinnerte als Abschluss seiner Ansprache an den gemeinsamen Auftrag, der in der Gelöbnisformel zusammengefasst ist. Wörtlich sagte er: „Treu zu dienen das heißt auch, die freiheitlich rechtsstaatliche Grundordnung im eigenen Bereich praktizieren, heißt den Vorgesetzten, die den Staat repräsentieren, ohne Vorbehalt im Rahmen der Gesetze zu gehorchen, heißt zuverlässig sein bis in die Kleinigkeiten, heißt die Aufgabe sehen und nicht die Beförderung“. Er richte den Appell an die Rekruten, sich bewusst zu werden, in eine Pflicht genommen zu sein, die die Verantwortung für den anderen, den Nebenmann, den Kameraden, für das Ganze einschließe. Das Ganze, für das der Soldat mit dem verantwortungsvollen Wehrdienst beitrage, heißt Sicherung des Friedens in Europa.

Verbundenheit mit der Garnison

Nach der Durchführung des Gelöbnisses durch OTL Colditz, den stellvertretenden Bataillonskommandeur, bat der Kommandeur die zivilen Gäste, die Kommandeure und Chefs zu einem Empfang ins Offizierheim, an dem als Gesprächspartner die Vertrauensleute der Unteroffiziere und Mannschaften geladen waren. Bei der Begrüßung drückte er seine Freude darüber aus, dass hier durch die Anwesenheit einer großen Anzahl ziviler Gäste, die als Stadträte oder Leiter großer Unternehmen Mitverantwortung für den Staat trügen, die enge und ernste Verbundenheit mit der Garnison dokumentiert werde. Als Symbol dieser von beiden Seiten in den vergangenen Jahren praktizierten Gemeinsamkeit überreichte der Kommandeur des Artilleriebataillons dem Bürgermeister der Garnisonsstadt eine Schrift über die Artillerie in Geschichte und Gegenwart. Mit besonderer Freude begrüßte er Angehörige des Traditionsverbandes des Bataillons, unter denen ein heute 90-jähriger Feldwebel des badischen Fußartillerieregiments 14 den weiten Weg nicht scheue, um die jungen Soldaten an diesem wichtigen Tage zu beobachten. In seinen Grußworten ging Bürgermeister Dürrschnabel auf den Begriff der Treue ein. Die Treue zum Staat und zur Gesellschaft sei ein unaufgebbares Element für jeden verantwortungsvollen Staatsbürger, ob in Zivil oder in Uniform.

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Abschreiten der Front

Kdr OTL Brookmann schreitet mit seinem Stv. OTL Colditz die Front ab

Kdr OTL Brookmann
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Beim Geloben

Soldaten, die stellvertretend für ihre Kameraden “Treue im Dienen für den Staat” geloben

OTL Brookmann während seiner Ansprache an die Soldaten

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Erstes Feierliches Gelöbnis in der Öffentlichkeit

Beim ersten Feierlichen Gelöbnis in der Stadt Philippsburg nahmen neben zahlreichen Gästen des öffentlichen Lebens auch französische Soldaten mit ihren Ehefrauen teil. Die Philippsburger Bevölkerung war - wie so oft schon in der Vergangenheit - dieser soldatischen Tradition gegenüber sehr aufgeschlossen und begleitete die Feier mit Sympathie.

Gen. Vogel beim Abschreiten der Front

Brig Gen Vogel schreitet die Front ab

Feierliches Gelöbnis Fahnenkommando

Soldaten während des Gelobens

Gäste beim Gelöbnis
Französische Gäste

Zivile und militärische Ehrengäste
Vorne rechts Bürgermeister Dürrschnabel

Die französischen Gäste während der Feier

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Zu weiteren Berichten aus den 70er Jahren:

Familien-Grillfest der Offiziere

FK 20-Schießen in Baumholder

Truppenübungsplatzaufenthalt Grafenwöhr
9. bis 19. September 1974